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Sitten und Gebräuche:
Weihnachten a lá Canarias

Wenn der Winter in Mitteleuropa seine Fühler ausstreckt und Deutschland ganz fest in seinen Griff nimmt, dann wünscht sich so manch einer nichts sehnlicher als die wärmende Frühlingssonne herbei. Denn nicht jeder ist der zuckrig-romantischen Vorstellung von einer "Weißen Weihnacht" verfallen und so überlegen viele Familien schon mal, das Fest der Feste in eine wärmere Region zu verlegen.

Dort, wo die zarten Strahlen der Sonne auf der Haut kitzeln und auch ein kleines Bad im Meer nicht gänzlich auszuschließen ist. Was bietet sich da nicht mehr an, als ein Urlaub den Kanarischen Inseln? So hat Teneriffa zum Beispiel nicht umsonst den Beinamen "Insel des ewigen Frühlings". Gerade für kältegeplagte Deutsche ist das milde Kanarenklima die reinste Wohltat.

Allerdings nicht nur von Schnee und Matsch allein sollten sich die Weihnachtstouristen verabschieden, vor allem die Gebräuche rund um Christi Geburt verlaufen etwas anders ab, als es so manch einer von daheim aus gewohnt ist.

Denn, wie heißt es doch gleich so schön: andere Länder, andere Sitten. Endet die Weihnachtszeit in Deutschland beispielsweise ganz abrupt mit dem 26. Dezember, wird auf den Kanaren noch bis zum 6. Januar weitergefeiert.

Sobald die Weihnachtsglocken auch auf dem Archipel die besinnliche Zeit eingeläutet haben, dann sind alle Menschen komplett aus dem Häuschen. Es werden ganze Schaufenster mit künstlichen Schneeflocken aus der Dose bedeckt und an jeder Ecke gibt es die typisch spanische Weihnachtsnascherei: Turrón. Hierbei handelt es sich um eine Süßigkeit, deren Ursprung bis auf die Zeit der Mauren zurückgeht. Zwar kommt Turrón vom spanischen Festland, jedoch ist auch auf den Kanaren eine Weihnachtszeit ohne die Leckerei aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiklar schier undenkbar.


Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage - La Nochebuena y los Días de Navidad


Für die deutschen Kinder ist der Heiligabend der Höhepunkt der Adventszeit und auch auf den kanarischen Inseln ist "La Nochebuena" ein Abend, wie geschaffen um in aller Ruhe mit der Familie zu feiern.

Das Christkind schaut an diesem Abend jedoch nicht vorbei. Während die deutschen Kinder am 24. Dezember schon reich beschenkt werden, muss der spanische Nachwuchs noch ein paar Tage auf die große Bescherung warten.

Heiligabend sitzen alle Mitglieder einer Familie mit ihren Liebsten erst einmal besinnlich am Esstisch. Zur weihnachtlichen Grundausstattung eines festlich geschmückten Esszimmers, gehört für die Canarios eine Krippe mit dem Jesuskind dazu.

Wenn die Uhr schließlich Mitternacht schlägt, dann machen sich die Familien auf den Weg in die Kirche um die traditionelle Christmette, die "Misa de Gallo" (Messe des Hahns) zu besuchen. Den ungewöhnlichen Namen verdankt der Gottesdienst der Legende, dass ein Hahn unter den ersten Zeugen von Jesu Geburt gewesen sei und die frohe Kunde in die Welt verbreitet haben soll.

Der erste Weihnachtstag gehört dann schließlich allen Familienmitgliedern. Vom Großvater bis zum Cousin zweiten Grades finden sich die Canarios zum traditionellen "Comida de Navidad" (Weihnachtsessen) zusammen. Besonders auf den Kanaren hat der 25. Dezember einen hohen Stellenwert, da es viele familienbewusste Einwohner nach der Schulzeit beruflich auf das Festland oder andere Inseln zieht. An diesem Tag haben sie endlich wieder die Möglichkeit sich alle zu sehen und Neuigkeiten auszutauschen.

Übrigens, im Gegensatz zu Deutschland ist der 26. Dezember kein Feiertag und es wird wieder regulär auf den Kanaren gearbeitet. Die Weihnachtszeit ist hier jedoch noch längst nicht vorbei.



Silvester: zwischen Weintrauben und Glockenschlägen


Das Jahresende feiern die Einwohner der Kanarischen Inseln eine Stunde später als ihre Landsleute auf der iberischen Halbinsel. Zwölf Glockenschläge verabschieden das alte Jahr und pro Glockenschlag wird eine Weintraube gegessen, die für die kommenden Monate Glück bringen soll. Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich darum, woher der Brauch der zwölf Weintrauben um Mitternacht wohl stammen mag. Die einen behaupten, dass Aristokraten aus Deutschland und Frankreich ihn eingeführt hätten, wiederum andere meinen zu wissen, dass ein Überschuss der Traubenernte die Spanier erfinderisch gemacht habe.

Einen handfesten Beweis gibt es bis heute für keine der Theorien. Sicher ist jedenfalls, dass die ersten Aufzeichnungen über das Traubenwettessen im späten 19. Jahrhundert gemacht wurden. Teneriffa gilt übrigens als eine der ersten Regionen, in der dieser Brauch regelmäßig vollzogen wurde, bis er sich schließlich im ganzen Land ausgebreitet hat.


Die Heiligen Drei Könige: Día de Los Reyes Magos


Anfang Januar naht er dann endlich, der Höhepunkt der spanischen Weihnachtszeit: die Heiligen Drei Könige. Was das Christkind für die Kinder in Deutschland, sind Kaspar, Melchior und Balthasar für die kleinen Spanier: die Überbringer von vielen, tollen Geschenken. Zwar hat hier die Globalisierung bereits ebenfalls erste Spuren hinterlassen und die bärtige Werbefigur eines amerikanischen Softdrink-Herstellers ist auch in spanischen Kinderzimmern auf dem Vormarsch, dennoch wird die Tradition bis heute stark gelebt.

Bereits am 5. Januar, dem Abend vor dem Drei-Königs-Tag, füllen sich die Straßen der Dörfer und Städte auf der Inselgruppe mit magischer Vorfreude. In allen größeren Städten des Archipels treffen die Heiligen Drei Könige hoch zu Ross ein. Für die großen und vor allem die kleinen Insulaner ist dieses besinnliche Spektakel der Höhepunkt und zugleich der krönende Abschluss der gesamten Weihnachtszeit.

Sehens- und empfehlenswert sind diese Reiterumzüge mit den farbenfrohen und liebevoll gestalteten Kostümen der biblischen Könige allemal. Wer in dieser Zeit auf den Kanaren seinen Urlaub verbringt, der sollte sich dies wirklich nicht entgehen lassen. Zum Beispiel finden in den Innenstädten von Arrecife auf Lanzarote oder von Las Palmas auf Gran Canaria diese traditionsreichen Paraden statt.


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